SHV-Neuzugang Jan Kominek bringt viel Erfahrung mit zum Drittligisten. Der 40-Jährige hat schon viel erlebt – dabei wäre er fast kein Handballer geworden
Zurück vom Abschlusslauf der Vorbereitungseinheit auf die kommende Saison in der 3. Liga wirkt Handballtorhüter Jan Kominek erschöpft, aber zufrieden. Wie immer hat er ein Lächeln im Gesicht und legt sich nach kurzem Durchatmen auf die Liege der Physiotherapeutin. „Vorbereitung ist einfach zum Kotzen“, stellt er fest und schiebt nach: „Aber die Zeit muss man überleben, um noch stärker in die Saison zu gehen.“
Der Neuzugang des Stralsunder HV feierte vor Kurzem seinen 40. Geburtstag – das geht auch an einem Torhüter nicht spurlos vorbei. Als die Teamkollegen Benjamin Hinz und Martin Brandt fragen, wie lange er die Liege noch belegt, winkt er nur ab: „Das kann dauern, Jungs.“
„Honza“, wie Jan Kominek in seiner Muttersprache Tschechisch von allen genannt wird, hat in der Mannschaft schnell Anschluss gefunden. „Es ist eine Familientruppe. Es gibt viel Vertrauen zu den Mitspielern und dem Trainer. Ich komme immer mit einem guten Gefühl zum Training und es macht Spaß – wenn nicht gerade Vorbereitung ist …“, erzählt der Torhüter, nachdem er von der Behandlungsliege gestiegen ist.
Fast wäre Kominek, der in Rostock ein paar Stunden die Woche in einer Grundschule Sport unterrichtet, schon vor einem Jahr nach Stralsund gekommen. Am Ende entschied er sich für das Angebot vom MTV Braunschweig. „Der Kontakt zu Steffen Fischer und Markus Dau ist die ganze Zeit geblieben. In der Coronazeit ist es schwer, alles zu kombinieren. Ich hatte auch Angebote aus dem Ausland, aber hier passte es am besten“, beschreibt Kominek seinen Weg an den Strelasund.
Der 1,97-Meter-Hüne bringt viel Erfahrung in die Mannschaft. Bevor er beim HC Empor Rostock und den Mecklenburger Stieren Schwerin Spiele in der 2. und 3. Liga bestritt, nahm er mit Panellinios Athen, Paok Thessaloniki (beide Griechenland) und Pler KC Budapest (Ungarn) sogar an internationalen Wettbewerben wie der Champions League und dem Europapokal der Pokalsieger teil.
Dabei wollte er als Kind kein Handball spielen: „Meine Mutter war Nationalspielerin, ich habe mich aber eher für Fußball und Basketball interessiert. Mit elf habe ich dann aber doch angefangen Handball zu spielen, hatte Spaß und bin geblieben.“ Anfangs spielte der hochgewachsene Mann aus Zlín noch im Rückraum, das ging aber nicht lange gut. „Ich habe in der Abwehr zu hart gespielt und habe immer Zeitstrafen bekommen. Als dann der Platz im Tor frei wurde, habe ich ihn genommen“, sagt Kominek mit seiner lockeren Art
Diese Art, aber auch seine Autorität und Erfahrung will er in die Mannschaft und vor allem in das Torhüter-Trio einbringen. Er hat dabei immer nicht nur seine eigene Entwicklung, sondern auch die seiner Nebenmänner Philipp Groth und Jona Brüggmann im Blick: „Wir versuchen immer einen Schritt nach vorne zu machen. Dafür ist wichtig, dass wir 100 Prozent geben – wenn das mal nicht so ist, sage ich etwas und dann wird das auch akzeptiert. Zwischen uns herrscht ein großes Vertrauen.“
Eine sportliche Prognose für die kommende Saison will Kominek nach einigen Wochen Vorbereitung noch nicht abgeben, bezeichnet sich aber als „absoluter Optimist“ und ist begeistert davon, „dass alle im Training voll durchziehen“. Eines kann der Routinier aber versprechen: „Wir werden alles geben, um etwas zu erreichen und erfolgreich zu sein!“