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Landesduell wie David gegen Goliath

Der Stralsunder HV empfängt die Mecklenburger Stiere Schwerin zum Duell der MV-Teams in der 3. Liga. Für SHV-Trainer Steffen Fischer könnte die Situation bei den Mannschaften kaum unterschiedlicher sein – eine Siegchance sieht er trotzdem.

Bei den Handballern des Stralsunder HV ist die Vorfreude auf das Heimspiel gegen die Mecklenburger Stiere Schwerin (Sa., 19 Uhr) in der 3. Liga riesig. „Für uns könnte die Partie zu keinem besseren Zeitpunkt kommen. Martin Brandt und Jan Kominek haben nach unserem Sieg letzte Woche gesagt, dass sie am liebsten sofort gegen Schwerin spielen würden“, beschreibt Stralsunds Trainer Steffen Fischer die Euphorie in seiner Mannschaft. Das 28:25 gegen den Oranienburger HC hat für viel Selbstvertrauen bei seinen Spielern gesorgt.

Neben der starken Unterstützung von den Rängen wird es für Fischer genau auf dieses Selbstvertrauen und die Euphorie in der Mannschaft ankommen: „Es ist ein bisschen wie David gegen Goliath: Wir trainieren drei Mal in der Woche – Schwerin bis zu acht Mal. Bei uns ist Handball nur eine Nebenbeschäftigung, die wir mit viel Leidenschaft betreiben – bei den Stieren sind viele Spieler und Offizielle Profis. Wir holen vor der Saison drei Nachwuchsspieler aus Hamburg, sie verpflichten Leute aus der 2. Liga.“

Die von Fischer gewählte Metapher des kleinen David gegen den übergroßen Goliath wird sich auch körperlich auf dem Feld widerspiegeln. Mit Mats Schramm (2,08 m), Niklas Gautzsch (2,05 m) und Jan Majzis (2 m) knacken gleich drei Schweriner die Marke von zwei Metern, bei den Stralsundern ist Torhüter Jan Kominek mit 1,97 Metern der Längste. „Wir haben aber eine Spielanlage, die sie vor Aufgaben stellen wird. Ich weiß, wie schwer es ist, als großer Spieler gegen kleinere und agilere Gegner zu verteidigen“, nennt Fischer mögliche Vorteile der ungleichen Verhältnisse.

Die prominenteste Personalie wird bei den Schwerinern aber am Feldrand stehen: Norbert Henke ist seit April 2020 sportlicher Leiter und Trainer bei den Stieren aus der Landeshauptstadt. Von 1987 bis 2005 leitete Henke die Geschicke zunächst bei der BSG Motor Stralsund, später beim Stralsunder HV und führte den Verein aus der 5. bis in die 1. Liga (2003/2004). Später kehrte er nach Stralsund zurück – 2014 stieg der heute 65-Jährige mit den Sundstädtern aus der Oberliga in die 3. Liga auf. „Es ist für mich aber nichts Besonderes mehr, in Stralsund zu spielen. Kurz nach dem Wechsel war das vielleicht mal so, aber dann muss man akzeptieren, dass man das Wohnzimmer gewechselt hat“, erklärt der gebürtige Stralsunder Henke.

Die vom Gegner an sein Team formulierte Favoritenrolle will er im Vorfeld auf keinen Fall annehmen: „Wir sind sehr unzufrieden, mit dem, was wir bisher auf der Habenseite haben. Um als Favorit zu gelten, hätten wir bisher mehr leisten müssen. Es ist ein Derby und da gibt es eigentlich keinen Favoriten. Nur das Heimteam hat den Vorteil mit einer vollen Halle im Rücken zu spielen.“

Nach dem Auswärtssieg gegen die HSG Eider Harde (33:30) folgten Niederlagen gegen DHK Flensborg (24:26) und VfL Potsdam (22:36). „Das Heimspiel gegen Flensburg haben wir völlig verhauen und in Potsdam konnten wir uns da auch nicht wieder rausziehen“, hadert Henke mit den bisherigen Leistungen. Statt sich auf die von Steffen Fischer angesprochenen individuellen Vorteile zu verlassen, hofft er, dass seine Mannschaft sich an einer Eigenschaft des Gegners orientiert: „Es wird eine Frage der Mentalität sein. Und das hat man schon letzte Saison gesehen, dass die Stralsunder immer 100 Prozent geben und einer für den anderen kämpft.“

Beim SHV ist unterdessen erneut der Einsatz von Leon Witte fraglich. Nachdem er aus gesundheitlichen Gründen bereits das Spiel gegen den OHC verpasste, konnte er auch diese Woche nicht am Mannschaftstraining teilnehmen. Neben Witte fehlte im Training auch Rechtsaußen Malte Boese wegen Rückenbeschwerden, sein Einsatz ist ebenfalls fraglich. Bei den Stieren geht Trainer Henke vor dem Abschlusstraining davon aus, dass er auf alle Spieler zurückgreifen kann.

Info: Für das Spiel sind noch wenige Restkarten verfügbar. Reservierung per E-Mail im Vorfeld an handballgmbh@stralsunder-hv.de. Auf www.sportdeutschland.tv wird das Spiel im Livestream übertragen.

 

Niklas Kunkel

Ostsee-Zeitung
Foto: bilderhorizonte.de