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Patrick Schmidt, hier im Spiel gegen den OHC, war mit 13 Toren der überragende Werfer beim 37:31 des Stralsunder HV gegen den VfL Fredenbeck. © Sören Carl

Bei Malitz-Rückkehr und Zahnverlust: Stralsunder HV gelingt Befreiungsschlag

Die Drittliga-Handballer gewinnen wichtiges Auswärtsspiel mit 37:31. Neben einer herausragenden Leistung von Patrick Schmidt hatte ein Rückkehrer im Tor einen Anteil am Sieg der Stralsunder beim Tabellennachbarn VfL Fredenbeck.

Nach dem Abpfiff in der Geestlandhalle in Fredenbeck dauerte es bei den Handballern des Stralsunder HV einen kleinen Moment, bis die Anspannung nachließ und die Freude übernahm. Im Drittliga-Duell mit dem Tabellenletzten VfL Fredenbeck setzte sich der SHV in einem rasanten Spiel mit 37:31 (18:16) durch. „Schon vor dem Spiel war in der Kabine ein ganz andere, eine kämpferische Einstellung und Energie zu spüren. Wir haben es endlich mal geschafft, 60 Minuten eine konstante Leistung abzurufen“, begründet SHV-Trainer Steffen Fischer den Erfolg.

Auf dem Feld entwickelte sich von Beginn an ein schnelles Spiel, dass von den Angriffsreihen bestimmt wurde. Meist dauerte es nur wenige Sekunden nach Wiederanwurf, bis der Ball auf der anderen Seite bereits wieder im Tornetz zappelte. In der Anfangsphase liefen die Stralsunder Benjamin Schulz und Patrick Schmidt sofort heiß. Das 6:4 in der siebten Minute von Schulz war bereits sein vierter Treffer. Danach übernahm Schmidt, den der VfL aus dem Rückraum nicht unter Kontrolle bekam. Sechs Treffer gelangen dem Linkshänder bereits in der ersten Halbzeit, am Ende war er mit 13 Toren der überragende Werfer der Partie. „Wir konnten unser Spiel gut aufziehen und den Rückraum in Bewegung bringen. So hat Patrick die Situationen eiskalt ausgenutzt, die seine Mitspieler ihm vorbereitet haben“, sagt Fischer. Für seine Leistung bekam Schmidt nach dem Spiel die mannschaftsinterne Trophäe „Korsika“. Ein Kuscheltier-Schwein, das vom Team an den Spieler mit der leidenschaftlichsten Einzelleistung vergeben wird. „Das hat er zurecht bekommen. Wann macht man schonmal 13 Tore aus 15 Würfen in so einem Spiel?“, sagt Fischer.

Die Stralsunder konnten sich früh einen kleinen Vorsprung rausspielen und danach halten, weil zum einen das seltene Positionsspiel besser funktionierte und im Tor ein Altbekannter ein gutes Comeback feierte. Tobias Malitz wurde von den Stralsundern kurzfristig verpflichtet, um den verletzten Jan Kominek zu ersetzen. Das verwirrte zumindest die Kommentatoren des VfL im Livestream. Nach einer starken Parade vom 26-Jährigen wunderten sie sich: „Diese Katze kann niemals 40 Jahre (Alter von Kominek/Anm. d. Red.) alt sein“. Malitz, der nach der Vorsaison aus Zeitgründen die Handballschuhe an den Nagel gehängt hatte, kam erst am Freitag zur Mannschaft. „Wichtiger noch als seine Leistung im Tor, ist seine positive Art. Er hat beim Training und auf der Fahrt für gute Stimmung gesorgt – die war vorher in der Mannschaft nach drei Niederlagen natürlich eher am Boden“, beschreibt Fischer die Rolle von Malitz.

Kurz vor der Pause verpassten es die Stralsunder weiter davonzuziehen – so ging es nur mit einem 18:16 in die Kabine. Das sollte sich nach Wiederanpfiff rächen, denn beim 19:19 war das Spiel wieder komplett offen. Kurios: Der Ausgleich war der einzige Siebenmeter für den VfL, auch die Stralsunder hatten nur zwei Strafwürfe in einer umkämpften, aber fairen Partie.

Der viel mutiger auftretende Spielmacher Hiromi Tsuyama und Patrick Schmidt drehten das Ergebnis aber schnell wieder zugunsten der Gäste (25:22). Kurz danach der Schockmoment für Tsuyama: Der Japaner verlor bei einem Tempogegenstoß nach einem Schubser die Kontrolle und schlug sich die Schneidezähne am Hallenboden aus. Fischer, der ausgebildeter Sanitäter ist und Medizin studiert, wusste was zu tun ist: „Es war eine ungewöhnliche Situation, weil wir die Zähne finden mussten. Deshalb wurde das Spiel nochmal unterbrochen und wir haben zusammen gesucht.“

Tsuyama wurde später in Rostock in einer Klinik erstbehandelt und wird wahrscheinlich in den nächsten Tagen in Stralsund Implantate bekommen. Wenig später kugelte sich Kapitän Martin Brandt einen Finger aus und konnte ebenfalls nicht weiterspielen. „Da muss ich die Mannschaft loben. Die Situation war nicht leicht, wenn die beiden Spieler ausfallen, die zuvor noch unseren Rückraum gebildet haben – Hiro sehen sie schwerer verletzt auf der Bank. Aber sie sind konzentriert geblieben und dann ziehen wir zum Schluss ja auch deutlich weg“, so Fischer.

Trotz des Sieges bleiben die Stralsunder zunächst auf dem vorletzten Tabellenplatz, haben aber am kommenden Sonntag (16 Uhr) im Heimspiel gegen die HSG Ostsee die Möglichkeit, auch tabellarisch aufzuholen.

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