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Benjamin Schulz, hier im Spiel gegen den Oranienburger HC, kam in Hamburg auf 11 Tore. © Soeren Carl

Dank Torjäger Schulz und starker Abwehr: Stralsunder HV feiert Kantersieg in Hamburg

Neben Benjamin Schulz und einer starken Abwehr hat ein Spieler eine überraschende Rolle im momentanen Erfolgslauf. 

Bei Abpfiff lief Kapitän Martin Brandt überschwänglich auf Trainer Steffen Fischer und dessen Co-Trainer Gunnar Jasmann zu und fiel den beiden in die Arme. Die Freude über den 31:21-Auswärtssieg des Stralsunder HV gegen die HG Hamburg Barmbek in der 3. Handball-Liga musste raus. „Für die Spieler, die hier dabei waren, als wir den Aufstieg verpasst haben, war es besonders schön. Ich war während des Spiels auch emotionaler als sonst und habe mich nach der Partie bei den Schiedsrichtern dafür entschuldigt“, erklärt Steffen Fischer die Gefühlslage.

Linksaußen Benjamin Schulz wollte die Vergangenheit hingegen nicht zu hoch hängen: „Ich will sowieso jedes Spiel gewinnen und wollte das von damals ausblenden. Das Spiel ist aber natürlich nicht vergessen. Diesmal waren zwar weniger Fans mitgereist, trotzdem haben sie wieder für die meiste Stimmung in der Halle gesorgt.“

Dabei verlief das Spiel zunächst nicht nach Plan. Nach zehn Minuten lagen die Stralsunder mit 2:4 zurück und gerade in der Offensive passte es noch nicht recht zusammen. Bis zur Halbzeitpause fingen sich die Gäste aber, konnten in Führung gehen, sich aber nicht absetzen. Beim Stand von 12:12 ging es in die Kabine.

Mit dem Seitenwechsel lief es besser für den SHV. Hinten hielt die Deckung, hinter der Jona Brüggmann beim Spiel in seiner Heimatstadt seine starke Leistung aus der Vorwoche mit 13 Paraden bestätigte. „Mit unserer aggressiven und offensiven Abwehr im sechs-gegen-sechs haben wir den Gegner immer wieder zu Fehlern gezwungen“, sagt Fischer. Vorne war es immer wieder Benjamin Schulz, der mit seinem Tempo für Tore sorgte. Am Ende kam der Linksaußen auf elf Treffer, stellte aber auch die gute Defensive heraus: „Der Schlüssel war das Zusammenspiel aus Abwehr und Torhüter. Man hatte das Gefühl, dass Hamburg keine Lösung gefunden hat und wir konnten unseren Stiefel durchspielen.“

Das Defensiv-Bollwerk zeigte seine Qualitäten besonders in den letzten 15 Minuten: Nur zwei Gegentore ließ der SHV in dieser Zeit zu. So konnte Fischer, der kurzfristig auf die Linkshänder Patrick Schmidt und Malte Boese verzichten musste, durchwechseln. „Es war eine Bilderbuchleistung vom Team. Jeder hat sich in die Torschützenliste eingetragen“, freut sich Fischer. Da nur Johannes Trupp als Linkshänder übrig blieb, hatte sich Fischer kurzfristig darauf eingestellt auch selber auf dem Feld aushelfen zu müssen. Dafür ließ Co-Trainer Gunnar Jasmann das Spitzenspiel der zweiten Mannschaft in der MV-Liga (29:33 beim Güstrower HV), bei der er Trainer ist, sausen und reiste mit nach Hamburg.

Dank des dritten Erfolgs in Serie springen die Sundstädter auf den siebten Tabellenplatz. Mit einem Punktverhältnis von 8:8 stehen sie damit erstmals in der laufenden Saison über den Rängen zur Abstiegsrelegation. Die Erfolgsserie begann beim VfL Fredenbeck (37:31), dann wurde im Heimspiel die HSG Ostsee geschlagen (28:26) und jetzt der Kantersieg über die HGH. „Fredenbeck war schon hilfreich, weil wir da als Mannschaft zusammengefunden haben. Wir haben uns in den letzten Wochen als Team und Einzelspieler spielerisch weiterentwickelt. Hinten passt das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torwart, vorne finden wir viele Lösungen, um zum Tor zu kommen“, umreißt Schulz die Entwicklung der vergangenen Wochen.

Genau seit diesen drei Spielen ist Torhüter Tobias Malitz zurück im Team. Ihm schreibt Fischer eine ungewöhnliche Rolle in der Erfolgsserie zu: „Sportlich war er vielleicht gar nicht entscheidend, aber mit seiner positiven Art hat er für einen totalen Stimmungswandel gesorgt, seit er bei der Mannschaft ist.“

Die findet Trainer Steffen Fischer besonders beeindruckend, weil die Trainingsbedingungen seit der Sperrung der Vogelsanghalle nicht ideal sind. Nur zwei Mal pro Woche können die Handballer richtig trainieren, in einer dritten Hallenzeit dürfen sie kein Haftmittel nutzen. „Das ist fast verschenkte Zeit, weil es so ist, als würde man eine ganz andere Sportart trainieren“, sagt Fischer, der noch mehr Zeit mit der Vorbereitung auf den Gegner verwendet. „Aber das bringt ja nur etwas, wenn ich eine Mannschaft habe, die das umsetzt. Das funktioniert momentan sehr gut.“ In der nächsten Gegneranalyse beschäftigt sich Fischer mit der HSG Eider Harde (Schleswig-Holstein), die am Sonntag am Strelasund gastieren wird.

Kleiner Wermutstropfen für die Fans am Sonnabend: Durch technische Probleme lief der Stream aus Hamburg nicht. Die HG Hamburg Barmbek bittet alle, die den Stream gebucht haben, sich unter tickets@handball-barmbek.org zu melden, damit es eine Rückabwicklung geben kann. „Ein guter Grund nächstes Wochenende in die Halle zu kommen. Wir werden unsere Fans in den nächsten Spielen brauchen“, wirbt Fischer für einen Besuch in der Halle.

Sportbuzzer.de

Niklas Kunkel