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Wieder jubelte der Stralsunder HV in der Vogelsanghalle. Der Drittligist gewann 32:28 gegen den TSV Altenholz. © Soeren Carl

Stralsunder HV gelingt die nächste Sensation

Der Handball-Wahnsinn will bei den Handballer in der 3. Liga einfach kein Ende nehmen. Dank der konstantesten Saisonleistung lassen sie dem TSV Altenholz beim 32:28 keine Chance. Das Spitzenteam aus der Nähe von Kiel zeigte nach Corona-Chaos am Vortag eine schwache Leistung.

Fast wirkte es nach Abpfiff so, als wäre die Überraschung über den 32:28 (20:14)-Sieg des Stralsunder HV gegen den TSV Altenholz gar nicht so groß. Der Jubelkreis nach dem dominanten Sieg gegen den Tabellenzweiten der 3. Liga blieb kleiner als noch zuvor. „Das liegt aber nicht daran, dass es sich nicht mehr so krass anfühlt – wir sind einfach alle komplett platt. Das Gefühl ist trotzdem überragend“, sagte Rückraumspieler Fabian Haasmann. Statt grenzenloser Freude, war es vielleicht auch ein wenig Fassungslosigkeit über das, was die Mannschaft momentan leistet. Es war das neunte Spiel ohne Niederlage. Inzwischen ist der Abstand auf die Abstiegsränge auf vier Zähler angewachsen – zum Ligaprimus Vfl Potsdam sind es fünf. Der direkte Klassenverbleib rückt nach 14 von 20 Saisonspielen immer weiter in greifbare Nähe.

Dass auch gegen den TSV Altenholz etwas drin ist, zeigte sich früh: Nach gut sieben Minuten traf Linus Skroblien zum 6:5 und leitete damit die erste Serie ein. Innerhalb von nicht einmal sechs Minuten schraubten die Hausherren die Führung auf 11:5. „Die erste Halbzeit war entscheidend! Wir haben einfach alles auf den Punkt gespielt, keine Fehler gemacht, und hinten stand die Abwehr“, schwärmte Haasmann. Der Rückraumspieler ist wichtiger Teil des Mittelblocks. Dazu durfte er im Angriff wieder viel auf seiner Lieblingsposition im linken Rückraum auflaufen, weil Kapitän Martin Brandt erneut aus gesundheitlichen Gründen fehlte. „Ich habe kein Problem damit, Kreisläufer zu spielen, was ich diese Saison immer wieder gemacht habe, aber da merkt man dann schon, dass ich körperlich ein anderer Typ als ein Kreisläufer bin“, sagte er mit einem Schmunzeln.

Am Kreis ackerte vorne wie hinten Ole Prüter, der den körperlichen starken Rückraum der Gegner immer wieder bremsen konnte, und vorne Akzente setzte. Nicht nur Haasmann und Prüter erwischten einen Sahnetag. „Ich habe mit meinem Co-Trainer Gunnar Jasmann überlegt, wer heute herausgestochen ist, weil wir die letzten Spiele immer einen hatten, der besonders gut war. Heute war es die ganze Mannschaft“, sagte SHV-Trainer Steffen Fischer und zählte die Highlights seiner Akteure auf.

Beim Gegner zeigte sich ein ganz anderes Bild: Der TSV Altenholz versuchte von Beginn an die Partie mit viel Tempo anzugehen und im Eins-gegen-Eins zum Erfolg zu kommen. Doch die Deckung ließ kaum etwas zu, dazu scheiterte das Team immer wieder am stark aufgelegten Jan Kominek, der am Ende auf eine Quote von fast 40 Prozent gehaltener Bälle kam. Das könnte auch am Umfeld der Mannschaft vor dem Spiel gelegen haben. Am Freitag gab es Corona-Fälle im Team, eine kurzfristige Verlegung wurde nicht genehmigt. So fehlte mit Linksaußen Malte Voigt der erfolgreichste Torjäger und die Truppe reiste mit einem mulmigen Gefühl und besonders scharfen Hygieneregeln aus Kiel ab. Als Ausrede wollte das der Altenholzer Tommy Fängler nicht durchgehen lassen: „Unser Mittelblock und der Rückraum waren ja dabei. Wir schießen in der ersten Halbzeit den Torwart berühmt und machen es uns damit schwer.“

Als beim Stand von 20:14 die Seiten gewechselt wurden, wollte sich auf Seiten des SHV trotz des großen Vorsprungs noch keiner sicher sein. In der bisherigen Saison gab es immer Phasen im Spiel, die den Gegner noch einmal rankommen ließen. Doch diesmal agierten die Sundstädter im Stile einer Spitzenmannschaft. Sie ließen sich weder vom hektischen Auftreten der Gäste, noch von eigenen kleinen Fehlern aus der Bahn bringen. „Es herrscht in der Mannschaft inzwischen ein ganz anderes Selbstbewusstsein. Es ist schön zu sehen, wie die Räder in allen Phasen immer besser ineinander greifen“, sagte Fischer.

So konnte sich der Übungsleiter am Ende viele Wechsel erlauben. Neben Florian Pachmann kam auch Leon Witte erstmals wieder zum Einsatz. Die beiden Neuzugänge hatten mit langwierigen Verletzungen zu kämpfen. Witte durfte sich zudem gleich über seinen ersten Treffer freuen.

Nachdem der SHV den Sieg souverän über die Zeit brachte, wird es wohl immer schwerer, die Rolle des Außenseiters zu verkaufen. Am kommenden Wochenende wird es noch einmal gehen, denn dann wartet der Staffelfavorit VfL Potsdam (So., 16 Uhr) und auf die Fans des SHV vielleicht schon die nächste Überraschung.

SHV: Kominek, Brüggmann – Schmidt 4, Haasmann 3, Witte 1, Pachmann, Skroblien 5, Berger, Schulz 8/4, Prüter 3, Trupp 4, Tsuyama 3.

Siebenmeter: SHV 4/4, TSV 3/5.

Ostsee-Zeitung
Niklas Kunkel