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Japaner Tsuyama in Stralsund: „Der Hafen erinnert mich an die Heimat“

Der Handballer Hiromi Tsuyama fühlt sich trotz ungewohnter Temperaturen wohl am Strelasund. Mit seinem Stralsunder HV hat er ambitionierte Pläne.

Dick eingepackt wartet Hiromi Tsuyama im Schnee am Stralsunder Hafen zum Interviewtermin. „Es ist in Stralsund schon viel kälter als in Japan. Dafür mag ich den deutschen Sommer – es ist viel angenehmer und nicht so schwül“, erzählt der aus Miyazaki im Süden Japans stammende Handballer. Im kommenden Sommer möchte er dann auch endlich mal in der Ostsee schwimmen und am Strand Beachvolleyball spielen. Dafür fehlte zwischen Saisonvorbereitung und Job in diesem Jahr die Zeit. „Der Sommer hier ist aber auch wirklich ziemlich kurz“, schiebt Tsuyama mit einem Lachen hinterher. Großen Anteil an dem rasanten Lernprozess hat aus Sicht des Spielmachers die Mannschaft und seine Arbeit – hier muss er Deutsch sprechen. „Das ist gut für mich, weil ich jeden Tag etwas mehr lerne“, freut sich der studierte Sportwissenschaftler. Die Arbeit im Lager von Sanacorp gefalle ihm und die Kollegen finde er auch alle nett erzählt Tsuyama, schiebt dann aber schon beinahe norddeutsch nach: „Ich bin trotzdem froh wenn Freitag ist und ich Wochenende habe.“

Wenn dann neben der Arbeit einmal kein Training oder Spiel ansteht, geht er am liebsten an den Hafen in Stralsund. Auch wenn die Hafeninsel mit der Gorch Fock I und Blick auf die Insel Rügen ganz andere Dimensionen hat, erinnere ihn hier vieles an Fukuoka. In der japanischen Metropole mit etwa 1,6 Millionen Einwohnern hat er studiert und bei den Golden Wolves Handball gespielt. Zuletzt hat Tsuyama seine Familie im Juni besucht, über Weihnachten muss er in diesem Jahr in Stralsund bleiben. „Ich müsste bei der Einreise in Japan und vielleicht auch bei der Rückreise zwei Wochen in Quarantäne – da lohnt sich das nicht. Außerdem sind Flugtickets sehr teuer“, erzählt der junge Sportler. Stattdessen ist er in seiner neuen Wahlheimat zum Fest eingeladen.

Zeitlich würde ein Abstecher in die Heimat so oder so knapp werden. Nach dem letzten Heimspiel am Sonnabend (19 Uhr) gegen den Spitzenreiter VfL Potsdam, geht es schon am 15. Januar mit dem Auswärtsspiel beim Oranienburger HC weiter. Seine sportlichen Ziele waren schon vor der Saison ambitioniert: Er träumt vom Aufstieg in die 2. Liga. Auf jeden Fall möchte er mit dem SHV, der momentan Sechster ist, in der Tabelle weiter nach oben klettern.

Dass das Ziel, die Saison in den Top-Vier zu beenden, überhaupt realistisch ist, ist der Serie von fünf Siegen in Folge zu verdanken. Zuvor schwankten die Leistungen zu stark und Trainer Steffen Fischer bemängelte die Einstellung im Team. „Markus (Dau, Geschäftsführer des SHV, Anm. d. Red.) hat nach dem Spiel in Berlin eine deutliche Ansprache in der Kabine gehalten. Ich habe zwar nicht alles verstanden, aber es ging um Motivation und die war danach eine ganz andere“, erzählt Tsuyama zufrieden. Für den Erfolg will er sich auch selber weiter steigern. Nach wechselhaften Leistungen zum Start, übernahm der Spielmacher zuletzt immer mehr Verantwortung auf dem Feld. „Ich habe etwas Zeit gebraucht, weil ich die Sprache nicht so gut verstanden habe. Aber ich habe viel trainiert und dabei immer beobachtet. Ich will defensiv immer 100 Prozent geben und vorne noch mehr Tore beisteuern“, blickt er voraus.

#zusammeneinziel

Niklas Kunkel (Ostsee-Zeitung)